Mythen - Recken - Drachen - Ornamente

Die Künstlerin Veronika Stepanovna Čibisova

Veronika Stepanovna Čibisova kam am 20. Dezember 1982 in Palech zur Welt. 1997 begann sie ihr Studium an der Palecher Kunstschule Maksim Gor'kij. Sei wurde in der traditionellen russischen Kunst der Lackmalerei und in den alten russischen Techniken der Ikonen- und Freskenmalerei ausgebildet. Zusätzlich studierte sie traditionelle Volkskunst. 2002 schloss sie ihr Studium mit einer Auszeichnung für akademische Exzellenz ab.

Veronika Čibisova wurde in eine Künstlerfamilie geboren. Der Vater war Miniaturmaler und die Mutter eine Meisterin in dekorativer Stickerei. Pinsel und Farben gehörten zum Alltag ihrer Kindeit. Schon als junges Mädchen begann sie zu spüren, dass künstlerisches Schaffen ihr eine Tür zu einer eigenen Welt öffnen könnte und ihr ermöglichen würde, einen eigenen Weg zu gehen.

Die dekorative Lackmalerei mit ihrer eigenen Formensprache erlaubt der Künstlerin heute, ihre eigene Fantastiewelt, eine Welt der russischen Mythen und europäischen Legenden malerisch auszudrücken. Der rhythmische Fluss ihrer Kompositionen, die akribische Wahl der Farben und die Muster ihrer ornamentalen Dekorationen basieren unter anderem auf akribisch ausgeführten Zeichnungen,

Teilnahme an Ausstellungen und Auszeichnungen

2014 malte die Künstlerin im Auftrag von PHOENIX LACQUER ART sieben Füllfedern zum Thema König Artus und die Ritter der Tafelrunde. Diese wurden 2015 mit dem Pen World Prize, Kategorie Best Cultural Literary Theme ausgezeichnet.
2014. Teilnahme an der Jubiläumsausstellung 90 Jahre Kunst der Palecher Lackminiatur, Palech.
2019. Teilnahme am Wettbewerb Modern Heritage of Russia, St. Petersburg. Auszeichnung mit dem Diplom für den zweiten Rang.
2019. Im Rahmen des Internationalen KulturforumsTeilnahme an der Ausstellung für Volkshandwerk im
A.S. Popov Central Museum, St. Petersburg.
2020. Teilnahme an der Ausstellung Hallo Palech, Palech.
Die von der Künstlerin verfassten Texte (V.Č.) übersetzten Elena Buljukina und Dr. Felix Waechter. Die Texte zu den Arbeiten Der Herr der Ringe und Die Nebel von Avalon schrieb Felix Waechter (F.W.).
Die Chroniken von Narnia
Die Chroniken von Narnia.
Dose, 2001, 16,0 x 25,0 x 4,7 cm
Mitte der 1950er Jahre verfasste der irische Schriftsteller Clive Staples Lewis Die Chroniken von Narnia. Ein Klassiker der Fantasieliteratur, der mich seit Jahren begeistert und mich zum Malen inspiriert.

In der Mitte der Dose sind die Jungen Geschwister Pevensie dargestellt – die Freunde Narnias. Sie haben alle Kämpfe und Schwierigkeiten überstanden. Frieden herrscht! Mittlerweile erwachsen, sind sie Könige und Königinnen von Narnia geworden. Im Vordergrund sieht man die Geschenke, die ihnen der Weihnachtsmann gebracht hat. Von links nach rechts: Edmund, Peter, Lucy und Susanne. Ganz links ist der Löwe Aslan zu sehen, Herrscher von Narnia. Wie ein Schutzengel steht er hinter den Jungen – jederzeit bereit, ihnen zu helfen. Ganz rechts ist die böse Königin Jadis zu sehen – genannt die Weisse Hexe und Hauptgegnerin Aslans.

Auf der linken Seite der Dose ist der furchtlose Mäuserich Reepicheep zusammen mit Herrn und Frau Biber dargestellt. Als gute und treue Freunde der Jungen Pevensies kämpfen sie an ihrer Seite und helfen ihnen, wo immer sie können.

Auf der rechten Seite der Dose findet sich die Welt der bösen, heimtückischen Königin Jadis. Mit ihrem Zauberstab versteinert sie ihre Feinde. In ihrem Reich herrscht für hundert Jahre eisiger Winter. Eine mächtige Schneedecke liegt auf der schlafenden Natur. Der Fluss fliesst unter einer dicken Eisschicht. Das Eisschloss beeindruckt mit seiner kalten, abweisenden Schönheit. In dieser grausamen Welt frieren alle Lebewesen und leiden Hunger. Die Wölfe stehen der Weissen Hexe stets zu Diensten. (V.Č.)
Der Meereszar
Der Meereszar.
Dose, 2007, 11 x 15 x 3,5 cm
Nach der Lektüre des Märchens Der Meereszar und die weise Vasilisa hatte ich den Wunsch, eine Schatulle zum Thema Der Meereszar zu malen. Ich wollte die fantastische, wunderbare Unterwasserwelt des Zaren und seinen Bewohnern zeigen.

Im Zentrum der Komposition ist ein mächtiger Alter zu sehen, Gebieter des Meeresgrunds und Herrscher unermesslicher Schätze – der Meereszar. Er sitzt auf einem kristallklaren Thron, in einer Hand den Dreizack haltend, in der anderen eine riesengrosse Perle. Er trägt eine Krone aus Gold und Edelsteinen. Er weiss über alles Bescheid, was in seinem Reich geschieht, die Fische flüstern ihm bereitwillig alles zu.

Auf der linken Seite der Komposition ist ein goldenes Ornament aus Fischen und Pflanzen zu sehen, aus dem lebende Meerjungfrauen auftauchen und den Zar umschwimmen. Ihr Leben scheint entspannt und unbekümmert. Vergnügt spielen sie mit Schildkröten und Fischen. Sie erfeuen sich ihrer Schönheit, sind stetig bemüht, allen Launen und Wünschen ihres Gebieters nachzukommen. (V.Č.)
Das fliegende Schiff
Das fliegende Schiff.
Dose, 2008, 20,0 x 27,0 x 3,0 cm
In einem Dorf lebten ein Alter und eine Alte mit drei Söhnen. Eines Tages wurde in diesem Dorf ein Ukas verlesen: Wer dem Zaren ein Schiff baut, das auf dem Meer schwimmt und in den Wolken fliegt, dem wird der Herrscher seine Tochter zur Frau geben. Die zwei älteren und klügeren «rüder gingen in den Wald und fällten Bäume. Aber sie wussten nicht, wie man ein Schiff baut. Einen alten Mann, der ihnen seine Hilfe anbot, vertrieben sie..

Dann ging der jüngere Bruder in den Wald. Er galt als Dummkopf, erwies sich aber ganz und gar nicht als so einfältig und dumm, wie alle dachten. Er bat den alten Mann um Rat. Dieser war ein freundlicher Zauberer und half ihm, ein wunderschönes fliegendes Schiff zu bauen. Er gab ihm den Rat, auf dem Weg zum Zarenhof alle Menschen mitzunehmen. Der jüngere Sohn gehorchte und nahm auf seinem Weg verschiedene Menschen mit ausserordentlichen Fähigkeiten an Bord.

Als der geizige Zar sah, dass ein gewöhnlicher Mann seine Tochter umwarb, wollte er nichts mehr von seinem Versprechen wissen. Er liess dem Jüngling alle möglichen und unmöglichen Aufgaben lösen, um ihn loszuwerden. Aber die Menschen, die er auf sein Schiff genommen hatte, halfen dem Jüngling als Freunde auch die schwierigsten Prüfungen erfolgreich zu bestehen. Sie blieben ihm treu, retteten ihn so vor dem unvermeidlichen Verderben und ermöglichtem ihm schliesslich die Zarentochter zu heiraten.(Quelle: https://deti-online.com/)

Das russische Volksmärchen Das fliegende Schiff hat eine eigene Moral und erzählt eine einfache Wahrheit. Sie handelt von Moral, Wahrheit und Glück.

Die Moral – sie fordert den Menschen auf, gütig und freundlich zu sein, lehnt Habgier und Geiz ab, sie mahnt die Kinder zu Gehorsamkeit gegenüber den Erwachsenen und sie propagiert die Gleichheit aller Menschen.

Die Wahrheit – jeder Mensch sucht sein eigenes Glück, versucht die Dinge zu erreichen, die ihm wertvoll scheinen.

Das Glück – für einen mag es eine Krone, Macht, Geld bedeuten – für einen anderen ein Dach über dem Kopf, ein gutes Mittagessen, Familie – und für einen weiteren Liebe.

Dieses Sujet habe ich mir selbst ausgedacht. Ich habe versucht, den Eindruck zu visualisieren, den das Märchen auf mich gemacht hat.

Im Zentrum der Schatulle sind die wichtigsten Helden zu sehen. Die Szene beginnt auf dem Balkon des Palastes. Der junge Mann im roten Hemd ist natürlich der Bräutigam, unser Dummkopf. Hinter ihm das fliegende Schiff, welches in den Wolken dahingleitet. Der Held streckt die Hand aus und gibt zu verstehen, dass er die vom Zaren versprochene Belohnung – die schöne Zarentochter – mitnehmen will. Man sieht auf der Terrasse die Bojaren des Zaren, sein Gefolge. Der habsüchtige Zar greift nach dem Gewand der Tochter, er will sie nicht hergeben, er bereut sein Versprechen.

Aber es ist zu spät, unser Held hat gesiegt, alle Schwierigkeiten überwunden. Er wird die Zarentochter heiraten, den Zar wegjagen und mit seiner Frau im Zarenreich glücklich leben. (V.Č.)
Der Herr der Ringe
Der Herr der Ringe.
Dose, 2011, 10 x 25 x 5,5 cm
Zu John Ronald Reuel Tolkien und seinem Roman Der Herr der Ringe sagt die Künstlerin: Tolkiens Herr der Ringe fesselt mich und hat mein Herz für immer erobert! Die aussergewöhnliche Kraft und Magie dieses Werks fasziniert mich, macht mich süchtig.

Auf der Hauptkomposition (auf dem Deckel) ist links die Armee Mordors zu sehen, die auf der Seite von Sauron kämpft. Rechts davon der Hexenkönig von Angmar, Anführer der Nazgûl. In der Mitte Eowyn, die Nichte des Königs Theoden von Rohan. Sie schlägt der geflügelten Kreatur (unten), auf der der Anführer der Nazgûl sitzt, den Kopf ab. Weiter rechts: die Flagge von Rohan. Rechts, in einer phantastischen Felsenlandschaft, sind Frodo und Sam auf dem Weg nach Mordor zu sehen. Rechts unten zwei Orks und rechts oben ist das Land Mordor angedeutet.

Auf die vordere Seitenfläche malte die Künstlerin die Flagge Saurons und die Orks.
Mar'ja Morevna
Mar'ja Morevna.
Dose, 2011, 9,5 x 30 x 7 cm
Wie die meisten Märchen erzählt uns Mar'ja Morevna von einer Welt des Guten und des Bösen, von Liebe und Vertrauen, Mut und Verlass, von der Kraft des Geistes. Es lehrt uns, die Ratschläge der Ältesten zu befolgen, Verbote zu beachten, sich gegenseitig zu helfen. Es zeigt uns, dass es aus jeder Situation einen Ausweg gibt, das Wichtigste ist Beharrlichkeit. Es ist ein Märchen aus meiner Kindheit. Ich schwärmte für dieses Märchen, las es oft und betrachtete begeistert die Bilder.

Hauptheld ist der gute und mutige Bursche Ivan-Carevič, der viele Bewährungsproben bestehen muss. Dank seiner Beharrlichkeit und Geduld bringt er diese zu einem glücklichen Ende. Hauptheldin ist die wunderschöne und weise Königin Mar'ja Morevna. Den zwei Helden wird der böse Koščej der Unsterbliche gegenübergestellt.

Das Märchen erzählt in verschiedenen Abschnitten das Leben von Ivan-Carevič. Zu Beginn der Geschichte wird er nach dem Tod seiner Eltern Oberhaupt der Familie und verheiratet seine Schwestern mit dem Falken, dem Adler und dem Raben. Er selbst heiratet die junge Kriegerin und Königin Mar'ja Morevna.

Bald darauf zieht Mar'ja Morevna in den Krieg und weist Ivan-Carevič an, die hinterste Kammer ihres Schlosses nicht zu betreten. Dieser missachtet das Verbot und verliert seine geliebte Frau, die von Koščej dem Unsterblichen entführt wird.

Auf der such nach Mar'ja Morevna muss der Held viele Bewährungsproben bestehen und wird schliesslich von Koščej dem Unsterblichen getötet. Seine Schwager, der Falke, der Adler und der Rabe erwecken in mit der Hilfe von Toten- und Lebenswasser wieder zum Leben. Mit Hilfe seiner Freunde besteht Ivan-Carevič auch alle von Baba-Jaga gestellten Prüfungen. Er besiegt seine Feinde und befreit seine Geliebte.

Die Künstlerin beschreibt ihre Arbeit so:

Auf der linken Seite der Komposition sind die drei Schwestern Ivans des Zarensohns zu sehen, sowie der Falke und der Adler, zwei der drei Bräutigame der Schwestern.

Im Zentrum der Komposition steht der bevorstehende Kampf zwischen Ivan-Zarensohn und Koščej dem Unsterblichen. Ich stellte Koščej in der Gestalt eines arglistigen Drachen dar, der bereit ist, mit seinen scharfen Zähnen alle Knochen durchzubeissen und seine Krallen in lebendes Fleisch zu bohren. Aber Ivan-Carevič ist furchtlos, er und sein reckenhaftes Pferd sind bereit für den Kampf.

Auf der rechten Seite der Komposition sitzt die in ein hellblaues Gewand gekleidete Mar'ja Morevna. Sie ist bekümmert, wartet auf Ivan-Carevič. Das Vögelchen und die wunderschönen Blumen trösten sie. Ganz rechts fliegt in einem Mörser die aus der slawischen Mythologie bekannte Baba Jaga herbei. (V.Č.)
Dobrinja und der Drache
Dobrinja und der Drache.
Dose, 2012, 13 x 17 x 4 cm
Im Zentrum der Komposition steht der Kampf zwischen Dobrynja Nikitič und dem Drachen. Dobrynja symbolisiert das Gute, der Drache das Böse. Dobrynja gelangt zur Drachenhöhle und aus der Höhle kommt ihm der grimmige, wütende Drache entgegen. Die Byline erzählt:

Was machst du, Dobrynja? Hast du nicht versprochen, meine jungen Drachen nicht mehr niederzutreten? Dobrynjuška antwortet ihm – Aber hast du nicht versprochen, die russischen Menschen nicht zu jagen. Warum hast du Zabava Pytjatišna entführt? Ich werde dich nicht in Ruhe lassen. Und zwischen Dobrynja und dem Drachen beginnt ein grausamer Kampf. Drei Tage und drei Stunden schlagen sie sich. Dann ist der Drache tot.

Dobrynja schickt sich an, Zabava Pytjatišna, die Nichte des Zaren und eine Vielzahl anderer, im Verliess schmachtender Gefangener zu befreien.

Er eilt zur Drachenhöhle, und beginnt die Gefangenen wegzubringen Geht weg russische Leute, schreit er! Dobrynja hat den Drachen getötet!

Dieser Moment ist auf der rechten Seite der Dose sehen. In einer langen Reihe verlassen die Gefangenen die Höhle des Drachen. Aber Dobrynja ist es noch nicht gelungen, die Nichte des Zaren Vladimir zu befreien.

Erfolglos sucht er Zabava Pytjatišna unter den Gefangenen. Zu guter Letzt findet er sie verborgen in der Höhle.

Sie ist zusammen mit zwei Dienerinnen. Zu sehen auf der linken unteren Seite der Dose. Der Epilog der Byline:

Er steigt auf sein gutes Pferd, die Fürstentochter setzt sich vor ihn. Er bringt sie nach Kiev zu ihrem Onkel, Fürst Vladimir. Vladimir erscheint auf der erhöhten Aussentreppe, und empfängt Dobrynja mit einer Verbeugung und grosser Dankbarkeit:

Ich danke dir Dobrynja, du bist einer von den Helden, die uns einen solch wichtigen Dienst erbringen können – Vladimir beschenkt Dobrynja mit einer goldenen Schatztruhe und festlichen Kleidern. (V.Č.)
Dobrinja und der Drache
Dobrinja und der Drache.
Dose, 2017, 10 x 25 x 5,5 cm
2017, fünf Jahre später also, malt die Künstlerin das Märchen Dobrinja und der Drache ein weiteres Mal.
Die Nebel von Avalon
Die Schatulle zeigt Szenen aus dem Roman Die Nebel von Avalon von Marion Zimmer Bradley. Das weltberühmte Epos erzählt uns von König Artus, von seiner Schwester Morgaine – Priesterin von Avalon, von den Rittern seiner Tafelrunde, von Merlin – Druide auf Avalon, von den Mysterien in unserer Welt und der Anderswelt.

Auf der Hauptkomposition ist in der Mitte König Artusʼ Hochzeit mit Guinevere auf Schloss Camelot dargestellt. Im Vordergrund rechts Merlin und daneben Morgaine, Priesterin der Anderswelt. Im Vordergrund links kniend Sir Gauwin, hinter ihm Sir Lancelot, der Sohn von Viviane.

Ganz rechts in der Mitte die Glastonbury Abbey, im Vordergrund Mönche mit einer Ikone der Kreuzigung Christi – eine Anspielung auf den Heiligen Gral. Rechts oben die Nebel umwobene Insel Avalon mit einem Steinkreis. Auf dem Wasser nähert sich unserer Welt ein Boot mit einer Priesterin.

Links der Mitte, Viviane, Herrin vom See auf einer Wiese mit einem Korb Äpfeln – Avalon ist die Insel der Apfelbäume.

Rechts die Szene der Prüfung aus dem Ersten Buch des Epos Die Hohepriesterin – Artus soll den Königshirsch besiegen. Als König der Hirsche, ist er zusammen mit der jungfräulichen Jägerin Morgaine dargestellt. (F.W.)
Die Nebel von Avalon.
Schatulle, 2016, 34,9 x 17,8 x 7,8 cm

König Artus und die Ritter der Tafelrunde auf Schloss Camelot
König Artus und die Ritter der Tafelrunde auf Schloss Camelot.
Bleistift auf Papier, 2022, 29 x 38 cm
Im Jahr 2022 zeichnete die Künstlerin für die CAMELOT-LOGE BASEL, eine Loge des Schweizerischen Druidenordens, diese Szene der Begegnung der Artusritter auf dem legendären Schloss des Königs. (F.W.)