Ivan Michajlovič Bakanov fasste mich von hinten an den Schultern, führte mich zum Vorsitzenden und meinte:
Das ist Baženov, er hat in der Schule gezeichnet, wie Wilhelm in einem Sieb den Fluss hinuntertreibt. Ich denke, er wird sich auch mit Papiermaché gut zurechtfinden.
Er bot mir an zu kopieren. Bereits am nächsten Morgen sass ich am Tisch. Der Leiter brachte mir Lackarbeiten, gab mir eine erste Anleitung zur Verwendung der Tünche, und ich begann mit dem Pinsel zu malen, ich kopierte Golikovs Komposition Das Pärchen: Auf einer blumengeschmückten Wiese steht ein Mädchen in einem weissen Pullover und einem rosa Kleid, es trägt Pantoffeln und hält Vergissmeinnicht in der Hand; daneben steht ein junger Mann mit Lockenkopf, er trägt ein rotes Hemd und lila Hosen. Ein leuchtend grüner Baum mit bläulichem Schimmer neigt sich über ihre Köpfe, jedes Blatt ist klar und fest in Gold ausgeführt.
Geduldig führte ich den Pinsel über das Kästchen. Diese Miniatur war wunderbar, vor allem die Gesichter. Willst du, dass das Auge leuchtet, leuchtet die Stirn und anstatt der Nase leuchtet die Wange. Wenn du dich auch nur um ein Haar täuschst, hast du am Ende einen schiefen Mund gemalt. Es war ein Jammer. Mehrmals kratzte ich die Farbe ab und begann wieder neu. In der Woche, in der mir mein erstes Werk gelang, wurde ich als erster Lehrling in die Genossenschaft aufgenommen. Als Lehrer wurden mir Golikov und Bakanov zugewiesen. Nachdem ich zwei Arbeiten kopiert hatte, erklärte mir Golikov, worauf ich bei einem eigenen Entwurf achten sollte, und forderte mich auf, selbst eine Komposition zu zeichnen.
Ich dachte mir ein Jagdsujet aus und begann zu zeichnen: Ein Jäger zu Pferd holt aus, um seinen Speer auf ein Reh zu werfen, das auf seinem Weg den Fluss im Vordergrund durchquert hatte. Ich beriet mich mit Golikov. Er meinte, das Wichtigste sei, dieser Komposition Dynamik zu vermitteln, den rechten Arm der Figur Schwung zu geben. Meine Figur war zu schlaff.
Nachdem ich die Zeichnung entsprechend Golikovs Anmerkungen korrigiert hatte, begann ich, sie auf die Malfläche zu übertragen. Die Arbeit gelang. Nachdem sie mein erstes Werk mit meiner eigenen Komposition gesehen hatten, meinten Golikov und Bakanov, ich würde es gut machen.
... Eines Morgens komme ich früh in die Werkstatt. Golikov sitzt auf seinem Platz. Bei ihm ist Osip – Osja, ein ehemaliger Ikonenmaler aus dem Dorf Kovšovo. Osja ernährt sich von Almosen und ist dem Trinken nicht abgeneigt. Eine seiner Füsse steckt in einem Vodkaeimer, der andere in einer Sandale. In jenen Jahren, kurz vor seinem Tod, kam Osja oft in der Werkstatt vorbei und scherzte. "Nicht ein einziger Besitzer ist da, nur die Angestellten" höre ich ihn sagen, "aber ein Fuchs ist besser als ein Falke, das Fleisch ist fetter".
Golyakov lacht und meint, gibt man dem Falken eine halbe Flasche, wird der Falke besser. Dann dreht sich Golikov mir zu und zeigt auf Osja:
Hier ist ein Freund. Ich habe keine Freunde, nur Balda (Anmerkung Efrim Vichrev: A. E. Baldenkov – ein armes Genie), aber hier ist er.
Man bringt Golikov das Frühstück. Er brach für Osja Käsekuchen ab, beide begannen zu essen und tranken Milch. Ein paar Minuten später sass Golikov angespannt und konzentriert wie zuvor an der Arbeit und bemalte den Brokat eines Pferdegeschirrs unter Verwendung der alten Zeichnung eines Luboks. Und während der Arbeit sang er: Vanjas Mutter verabschiedete Vanja zu den Soldaten nach dem Motiv: "Kein Land, keinen Hof – der Bauernkaftan ist alles, was ich habe".
Kopieren zu lernen ist nicht das Wichtigste. Die Raffinesse eines Meisters zeigt sich in seinen eigenen Kompositionen. Die Wahl des Sujets, die harmonische Anordnung der Figuren, die Einhaltung des Stils, die Festigkeit der Zeichnung, die Kombination der Farben, das abschliessende Malen mit Gold.
Man benötigt Material, zum Beispiel Bücher von Klassikern, illustrierte Zeitschriften, und um die Modernität einzufangen, sind möglichst viele Bilder von neuen Gebäuden unerlässlich. Ohne diese Dinge beschreiten die Meister oft falsche Wege. Noch besser ist es, Fabriken, Kraftwerke, Hochöfen und Turbinen mit den eigenen Augen zu betrachten.
Um richtig zu malen, muss man viel sehen. Um viel zu sehen, sind Exkursionen und Dienstreisen unentbehrlich. Ich habe auf einem Bild ein neues Gebäude gesehen – das ist gut, aber viel besser ist es, das Gebäude in Wirklichkeit zu sehen.
In der Kunst hilft zuweilen eine zufällige Eingebung. Einmal erlebte ich sowas selbst. Als Wehrpflichtiger war ich in einem territorialen Ausbildungslager. Nach taktischen Übungen rief uns der Kompaniechef zusammen, wir formierten uns und gingen zum Treffpunkt der ganzen Division. Der Divisionskommandant, Genosse Aplok, hielt eine Rede, die jedem Soldaten das Gefühl für Disziplin einschärfte. Er sprach über die Aufgaben der Roten Armee, über das Verhalten der Züge im Kampf, über die Leistungen und Fehler einzelner Einheiten, über die Stärke der Roten Armee. Er sagte, dass diese Armee die erste auf der Welt sei, die die Interessen der Arbeiter und Bauern verteidigt. Ihre Kraft wurde vom Redner eindrücklich dargestellt. Seine Rede ist mir in Erinnerung geblieben. Ich war stolz auf dem Gedanken, dass auch ich die Interessen der Werktätigen verteidige.
Als ich ins Lager zurückkam, erinnerte ich mich an Palech, an die Kunstwerkstatt. Und am Abend, nach dem Zapfenstreich, als ich mich schlafen legte, kam mir die Idee, die Rotarmisten zu zeichnen, die die Grenzen unseres Baus schützten.