Die Brüder Korovajkov hatten von ihren Eltern ihr attraktives Aussehen geerbt, sie waren tatkräftig und lebensfroh. Alle ausser Leonid waren leidenschaftliche Jäger und Fischer. Der Vater, Aleksandr Andreevič, war streng mit ihnen; er erlaubte ihnen nicht, das Haus zu später Stunde zu verlassen, aber sie brachten es trotzdem fertig, nachts aus der oberen Etage ihres zweistöckigen Holzhauses zu steigen, um zum Dorffest zu gelangen; im Morgengrauen liess das Kindermädchen sie wieder durch das Fenster ins Haus. Leonid hielt sich abseits von den Brüdern. Angesichts ihres blendenden Aussehens fühlte er sich offensichtlich unwohl, denn er schielte von Kindheit an auf einem Auge (vielleicht hatte er es sich auch verletzt). Er arbeitete jedoch fleissig in der Werkstatt. Nach der Revolution wurden drei der Brüder – Aleksandr, Nikolaj und Leonid – Mitglieder der Genossenschaft für Alte Malerei. Nach dem Krieg wurde Leonid – warum und von wem, ist nicht bekannt – eingeladen, Ikonen und Fresken im Dreifaltigkeitskloster in Sergiev Posad zu restaurieren. Er war einverstanden und stellte als Helfer Trofim Petrovič Ljatov, Aleksandr Dmitrievič Korovanin und Roman Leonidovič Belousov ein. Sie fuhren heimlich ins Dreifaltigkeitskloster, ohne jemandem etwas davon zu sagen. Doch das Geheimnis flog auf, man schloss alle vier als Mitglieder aus der Genossenschaft für Alte Malerei aus. Tatsächlich war es so, dass man Roman Belousov später rehabilitiert, da er diese Dummheit in seiner Jugend gemacht hatte.
Die Meister aber verbargen sich nicht mehr und setzten ihre Restaurierungsarbeiten im Kloster fort. Leonid Aleksandrovič war ein verantwortungsvoller Mensch, Pavel Dmitrievič Korin, ein tiefgläubiger Mann, kontrollierte die Arbeit der Palecher in regelmässigen Abständen. Die Restauratoren arbeiteten von 1947 bis 1955. Als P.D. Korin zum letzten Mal kam, lobte er die Arbeit, gab ihnen aber den Rat: „Das ist zu neu und leuchtend! Ihr solltet schmutzige Lappen verwenden, um es 'auf alt' zu machen". Diese drei Meister – L.A. Korovajkov, A.D. Korovanin und T.P. Ljatov – , die eine gewaltige Arbeit bei der Restaurierung des Sergij-Dreifaltigkeitskloster leisteten, wurden also in der Palecher Genossenschaft für Alte Malerei nicht rehabilitiert.
Die Tochter von Leonid Aleksandrovič und Onis´ja Georgievna, Tat´jana Leonidovna, ist Ärztin, ihr Mann, Konstantin Ivanovič Bačev, ein bekannter Chirurg aus Verchnij Landech, arbeitete ein Zeit lang in Palech.
Die zweite Tochter, Nadežda Leonidovna, arbeitet als Lehrerin in Ul´janovsk. Die Söhne Roman und Evgenij starben im Kindesalter. Der dritte Sohn von Aleksandr Andreevič, Ivan Aleksandrovič Korovajkov (1898-2001), arbeitete in seiner Jugend im Geschäft von Batuchin in Sankt-Petersburg. Im Bürgerkrieg wurde er in die Rote Armee eingezogen; nach der Dienstzeit arbeitete er mehr als 20 Jahre als Staatsanwalt in Šuja. Er war oft in Palech zu Besuch bei seinen Brüdern. Er hatte keine Kinder und starb im hohen Alter von 102 Jahren.
Der vierte Sohn von Aleksandr Andreevič, Aleksandr Aleksandrovič, war Ikonen- und später Miniaturenmaler. Nach der Revolution arbeitete er einige Zeit im Palecher Museum. Seine Frau, Antonina Semenovna Kolomenskaja, stammte aus einem Kaufmannsgeschlecht. Sie lebten in Frieden, Liebe und Eintracht. Ihren Sohn nannten sie Aleksandr Aleksandrovič.
1941 wurde Aleksandr Aleksandrovič an die Arbeitsfront eingezogen – er musste bei Leningrad Schützengräben ausheben. Der Zug wurde in Šuja zusammengestellt. In einem der Abteile fuhren Pavel Baženov, Aleksandr Korovajkov und seine Brüder. Als sie bis 20 km an Rybinsk herangekommen waren, wurde der Zug an der Station Loma von deutschen Flugzeugen bombardiert. Es gab viele Tote, unter ihnen Pavel Baženov und Aleksandr Korovajkov; Nikolaj Korovajkov hatte eine Verletzung des Brustkorbes mit Rippenfrakturen, worunter er sein ganzes restliches Leben lang litt. Begraben wurden die Palecher in einem Massengrab an der Station Loma. Den fünf Töchtern von Aleksandr Andreevič war ein verhältnismässig günstiges Schicksal beschieden, obwohl eine von ihnen in jungen Jahren starb. Fast alle heirateten Ikonenmaler: Ekaterina wurde die Frau von Vasilij L´vovič Parilov, Elizaveta, die erste Frau von Grigorij Michajlovič Bakanov, hatte einen Sohn Aleksandr, bei dessen Geburt sie starb; die zweite Frau von G.M. Bakanov, Aleksandra Glebovna Nikonova, gebar ihm die Tochter Galina (Galina Grigor´evna Markova). Marija wurde die Frau des Ikonenmalers Fedor Komarov (sie wohnten im heutigen Haus der Zubkov), Evdokija heiratete Il´ja Petrovič Šalagin und Aleksandra Nikolaj Vasil´evič Penčilov, der auf einer Flachsanbaustelle arbeitete. Die Tochter der Penčilov, Rimma Nikolaevna, lebt in Ivanovo; sie hat eine Tochter und einen Enkel.
Das Geschlecht der Korovajkov lebt also weiter. Wirft man einen Blick in seine Vergangenheit, so wird einmal mehr klar, dass der Ort des Lebens und das damit verbundene Milieu den Menschen formen und in erheblichem Masse seine Berufswahl bestimmen. So spielten das Leben in einer Siedlung von Künstlern und der Umgang mit ihnen ihre Rolle im Dasein dieser Kaufmannsfamilie von Künstlern.
Für die Hilfe bei der Materialsammlung dankt die Autorin M.V. Ananičeva, N.I. Golikjov, O.A. Kolesova und R.N. Penčilova. Die Photographien stammen aus den Archiven von G.A: Zajceva, R.N. Penčilova und I.A. Safonova.